Die Böen - Selbstüberschätzung als Berufsethos
Berufsstand und Extremsportart liegen manchmal erstaunlich nah beieinander. Die Böen haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, auch wenn dieser Beruf ohne das Hobby nicht existieren würde. Sie nutzen die Membranen spezieller Pilzbäume, um Flügelmäntel herzustellen und damit in den unvorhersehbaren höheren Winden von Ort zu Ort zu fliegen. Mit der Zeit etablierte sich eine Art Kurierservice, um Botschaften und Dokumente persönlich zu überreichen.
Aufgrund der Unberechenbarkeit der Winde ist das Fliegen verpönt und wird von einigen als Blasphemie angesehen, die ausschließlich den geflügelten Tieren vorbehalten sein soll. Jugendliche bezeichnen schlechte und gefährliche Ideen gerne mit dem Adjektiv “bö”, um aufzuzeigen, dass etwas unmöglich oder einfach nur dämlich ist. Das hindert die Böen jedoch nicht daran, in jedem größeren Ort Starttürme zu unterhalten. Da die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls erfahrungsgemäß recht hoch ist, besteht der Standardservice dieser Kurierflüge immer aus zwei Böen, die gleichzeitig losgeschickt werden. Für eine erfolgreiche Übergabe wird jedoch keinerlei Haftung übernommen. Seit der Erfindung der ersten Funkempfänger vor 42 Jahren nutzen immer weniger Leute den Service der Böen. Die Böen halten jedoch an ihrer Leidenschaft fest und bilden eine eng verschworene Gemeinschaft, in der Erfahrung - gemessen an der Anzahl erfolgreicher Kurierflüge - den größten Wert darstellt.
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